Donnerstag, 7. Juni 2018

Umbau: Squier Strat > '51 Baritone, V - Alles fertig, was jetzt?

Die Frage ist halt, was spielt man überhaupt mit einer Baritone? - Bis ich das herausgefunden habe, habe ich jedenfalls Spaß an der Optik der Gitarre und klimpere gern darauf herum - wundere mich gelegentlich, wie merkwürdig anders sie doch klingt, als man das von anderen Gitarren gewohnt ist. Der deutlich längere Hals ist erstmal kein Problem, da bin ich von Bässen anderes gewöhnt, allerdings spiele ich da auch keine Akkorde. Um sie wie einen Bass zu bespielen, ist der Saitenabstand an der rechten Hand jedoch etwas zu eng - jedenfalls beim Spiel mit den Fingern. Mit einem Plektrum mag es einfacher gehen. Alles etwas gewöhnungsbedürftig halt; ich könnte mir aber vorstellen, sie gelegentlich anstelle einer Bassgitarre einzusetzen. Sie ist zum Glück nicht allzu schwer und auch am Gurt gut ausbalanciert. Und so klingt sie:


Der Umbau hat sich jetzt über mehr als vier Monate erstreckt, hat am Ende aber doch Spaß gemacht - und ich habe jetzt kein Instrument mehr, das nutzlos, weil redundant vorhanden an der Wand herumhängt.

Hier ein paar Fotos von der fertigen "'51 BARITONE":





Umbau: Squier Strat > '51 Baritone, IV - Montage

Die Halsmontage ist immer etwas knifflig, wenn Body und Hals vorher noch nie zusammengeschraubt waren. Dabei kann einiges schiefgehen; wichtig ist vor allem die exakt gerade Ausrichtung, so dass die beiden äußeren Saiten genau parallel zu den Kanten den Griffbretts verlaufen - nicht ganz einfach, denn Saiten lassen sich ja nicht aufziehen, solange der Hals noch nicht mit dem Body verschraubt ist. Zum Glück hatte ich das aber schon mal gemacht: der Trick ist, statt der beiden äußeren Saiten Zwirnsfäden zu nehmen, die sich ohne großen Zug stramm spannen lassen, so dass man den Hals dann ausrichten kann. Weiter benötigt man nur eine kleine Schraubzwinge zur Fixierung und dann können durch die Schraubenlöcher in der Halstasche des Bodys die Löcher in den Hals vorgebohrt werden. Das ist sogar recht einfach.
Mithilfe der Zwirnsfäden lässt sich der Hals in der Halstasche ganz exakt ausrichten, bevor er verschraubt wird.
Ich hatte kurz überlegt, ein anderes Tremolo zu verwenden - ich hatte ja noch eins von der Mexico-Strat übrig, allerdings hatte dieses ein deutlich breiteres String-Spacing. Die sechs Befestigungsschrauben hätten nicht mehr in die vorhandenen Löcher im Body gepasst - was man durch Aufbohren, Dübel einleimen und neu bohren durchaus mit vertretbarem Aufwand hinbekommen hätte, allerdings kann man im Foto oben sehen, dass die beiden äußeren Saiten die Pole-Pieces des Seymour-Duncan-Humbuckers jetzt schon knapp verfehlen - wenn die Saiten noch weiter auseinander gewesen wären, wäre dies ein Problem geworden. Außerdem hätte durchaus die Gefahr bestanden, dass die Saiten in den letzten Bünden neben dem Griffbrett verlaufen wären. Davon abgesehen ist der Affinity-Body auch ein paar Millimeter dünner als ein originaler Fender-Body, da hätte der Tremolo-Block also unten ein Stück herausgeragt. Keine gute Idee also - habe daher das leider etwas dünne und deshalb recht leichtgewichtige Original-Tremolo der Affinity-Strat wieder eingebaut, nur diesmal mit vier statt drei Federn, denn es sollte im Ruhezustand aufliegen.

Nicht perfekt, aber geht noch
Die Ausführung des Logos auf dem Headstock fiel mir etwas schwer, vor allem weil ich es mir in den Kopf gesetzt hatte, dass das "TM" auch silber hinterlegt sein sollte. Nun kann man schlecht auf einem Abziehbild mit Silberfarbe malen - Versuche, dieses spiegelverkehrt auszudrucken, es zu bemalen und dann anschließend seitenrichtig aufzubringen, waren schnell gescheitert, was vor allem daran lag, dass die Abziehbild-Folie es wohl nicht mag, wenn sie falsch herum aufgebracht wird. Sie kräuselt sich um die schwarz bedruckten Stellen leicht zusammen, dadurch entstehen schnell kleine Falze und sogar Luftblasen, die dann alles verderben. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, einen silberfarbenen Permanent-Marker zu verwenden. Der sah jedoch nur gut "von hinten" aus. Weil ich den Trick mit dem spiegelverkehrten Druck aber schon verworfen hatte, hatte ich das Abziehbild erstmal normal ausgedruckt, dann auf eine andere Abziehfolie umgedreht, nach dem Trocknen bemalt und dann wieder umgedreht auf den Headstock geklebt. Was das Kräuseln angeht, war das die bessere Option, jedoch verliert die Silberfarbe so dann leider doch ihren speziellen Glanz, so dass das Ergebnis eher grau als silber wirkt, aber ich hatte so viele Fehlversuche, dass ich es einfach so gelassen habe.

Sattel-Kerben war eine andere Geschichte, die mir etwas Kopfschmerzen bereitete - das hatte ich noch nie gemacht, aber ich wusste, was da schief gehen kann und dass man schnell mal zu tief gekerbt hat und von vorn beginnen darf. Daher war ich hier extrem vorsichtig und bin wohl auch noch nicht an das Optimum gekommen, aber sicher ist sicher, zumal bei einer Bariton die Saitenlage am 12. Bund nicht ganz so kritisch ist.

Saitenlage am 12. Bund - geht so, ist vielleicht noch was rauszuholen
Die Einstellung der Saitenlage und der Oktavreinheit am Tremolo war dann wie immer ziemliches Gefummel, aber soweit ohne große Probleme, allerdings durfte ich das alles zweimal machen, da ich mich recht spät entschieden hatte, die Gitarre in BEADF#B statt in ADGCEA zu stimmen. Einen Ganzton höher also. Das hat den Vorteil, dass sich die Saiten nicht mehr so schlabbrig anfühlen.

Den kurzen Tremolo-Arm hatte ich ursprünglich für meinen ersten "Black Strat"-Umbau vorgesehen, da diese Länge eine Spezialität David Gilmours ist. Der Arm passte dann aber leider doch nicht in das Wilkinson-Tremolo, daher hatte ich ihn übrig und musste nur eine schwarze Spitze darauf setzen. Die Kürze des Hebels finde ich genial und ich bin es durch meine beiden Gilmour-Strats auch nicht anders gewöhnt.

Weiter geht's mit Teil 5 - Alles fertig, was jetzt?

Umbau: Squier Strat > '51 Baritone, III - Die Elektrik

Platz genug war zumindest auf dem neuen Pickguard - darunter befand sich jedoch noch der unveränderte Stratocaster-Body mit seinen typischen Ausfräsungen. Die Anordnung der vier Potis erfolgte strikt nach den Vorgaben des Telecaster-Custom-Pickguards, das bei diesem Teil die Vorlage bildete. Also musste darunter erstmal Platz geschaffen werden. Dazu kam die Oberfräse zum Einsatz - hier das Resultat:
Gut zu erkennen hier noch die tiefere Ausfräsung für die Klinkenbuchsen-Platte. Die neue Klinkenbuchse wanderte zur Zarge - die eleganteste Lösung, sie dort unterzubringen, war eine Zargenbuchse, die eigentlich für akustische Gitarren gedacht ist. Sie funktioniert aber auch hier, weil die Distanz von der Zarge zum Inneren des neuen Elektrikfachs ausreicht. Auf dem nebenstehenden Foto gut zu erkennen ist auch die großzügige Ausfräsung für die Pickups - hier passt problemlos ohne weiteres ein Humbucker hinein.

Bloß welcher? - Infrage kam letztlich nur ein Seymour Duncan SH-4, ein lautes Teil für die Bridgeposition. Die beiden Spulen sind splitbar, aber eine Spule abzuschalten, um einen Single-Coil-Effekt zu bekommen, kam mir nicht in den Sinn, denn damit verliert der Pickup seine Brumm-Unterdrückung und wird für Einstreuungen anfällig wie ein normaler Single-Coil. Mir schwebte eher eine Umschaltung zwischen Parallel- und Seriellbetrieb vor. Dazu hatte ich bereits ein Push-Pull-Poti gekauft, also eine Kombination aus Drehregler und Schalter, mit dem die Auswahl zwischen diesen beiden Schaltungen möglich gewesen wäre. Leider erwies sich meine Fräsung an der Stelle nicht als tief genug und zudem passte die Achse des Dome-Speed-Knopfs nicht auf die Potiachse - zwei Gründe, um die Schaltbarkeit zu verwerfen. Ein weiterer war, dass ich keinen zusätzlichen Minischalter auf dem schönen Pickguard anbringen wollte. Stattdessen wurden die Spulen des Humbuckers fest parallel angeschlossen. Das ist die Schaltvariante, die ich auch bei meiner Telecaster bevorzuge (die ich mit einem alten DiMarzio X2N-Humbucker in der Bridgeposition modifiziert habe), also warum nicht hier? - Wenn es mir nicht gefallen sollte, kann ich es später wieder ändern.
Natürlich wurde erstmal alles mit selbstklebender Kupferfolie abgeschirmt. Soll ja nicht brummen, das Teil, auch wenn mal nur der Single-Coil in Betrieb ist.

Hier die fertig gelötete Schaltung - es fehlt nur noch der Anschluss an die Klinkenbuchse und die Saitenmasse - übrigens eine '50s-Vintage-Schaltung der alten Les Paul-Gitarren. Die beiden riesigen TAD-Orange Drop-Kondensatoren sind für die beiden Tone-Potis, einmal 22 μF für den Humbucker und 47 μF für den Single-Coil (übrigens ein originaler Fender-Pickup, den ich noch übrig hatte von meiner schwarzen Mexico-Strat, die für den Umbau zur "Black Strat" à la David Gilmour drei neue PUs bekommen hatte).

Weiter ging es dann mit dem Zusammenbau in Teil 4 - Montage.

Umbau: Squier Strat > '51 Baritone, II - Das Pickguard

Wahrscheinlich auch, weil das originale '51-Pickguard viel zu klein ist, um die Ausfräsungen eines normalen Strat-Bodys zu überdecken, hat es offenbar bisher noch keine Anstalten gegeben, eine Strat in eine '51 umzubauen - dieser Umstand hat auch mich zunächst zurückgehalten. Ich hatte dann jedoch einige Beispiele gesehen, bei denen Modder andere Pickguards auf ihre '51s geschraubt hatten, wohl weil ihnen das originale offenbar nicht gefiel.
Nebenstehend ein Beispiel einer Kombination aus '51 und Telecaster Custom-Pickguard in der unteren Hälfte. Dieses Pickguard gab es eine Zeitlang bei einigen Retailshops wie WD zu kaufen; mittlerweile ist es jedoch vergriffen und auch gebraucht nicht zu bekommen. Und obwohl es deutlich größer und für meinen Geschmack ein wenig klobig war, hätte es immer noch nicht gepasst - das große ovale Loch für die Strat-Klinkenbuchse wäre teilweise noch zu sehen gewesen.


Telecaster Custom (1976, Wikipedia)
Das brachte mich schließlich auf die Idee, ein eigenes Pickguard zu entwerfen, das sämtliche Ausfräsungen des Strat-Korpus' sauber abdecken und dennoch klar die Verwandschaft zur '51-Familie aufzeigen würde. Dazu nahm ich zunächst einen Scan des originalen Strat-Pickguards, Bleistiftzeichnungen der Ausfräsungen, Fotos von '51- und Telecaster Custom-Pickguards und einige Risszeichnungen von Strat-Bodys aus dem Internet.

So kam ich nach einigen Versuchen zu meinem ersten brauchbaren Papierentwurf (unten links), aus dem dann eine schwarz-weiße Version (mitte) hervorging, die ich dann zunächst im Format 1:1 ausgedruckt und mit den fünf vom originalen Strat-Pickguard übernommenen Schraubenlöchern abgeglichen habe (rechts):

Pickguard-Entwurf-Entwicklung
Kleinere erforderliche Korrekturen wurden gleich in das PDF übernommen und die fertige Schwarzweiß-Zeichnung ging dann an Björn S. von dein-pickguard.de, der mir zunächst sehr nett und aufschlussreich einige Fragen beantwortete und sich dann zügig an die Arbeit machte. Eine Woche später hatte ich ein 100%ig präzise gefertigtes Pickguard in "Black Pearl" in der Hand, das wiederum exakt auf meine fünf vorhandenen Schraubenlöcher passte:
Erste Anprobe: das Pickguard passt 100%ig!
Wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht viel anders aussieht als das der gemoddeten '51 oben, gibt es doch ein paar kleine aber feine Unterschiede: Die Erweiterung um das Elekrikfach ist deutlich breiter und geschwungener ausgefallen (hier musste die Strat-Klinkenbuchsenplatte bzw. das Loch darunter überdeckt werden) und seine Form ist an dieser Stelle stärker an die des Telecaster Custom-Pickguards angenähert. In der Mitte ist das Pickguard ein wenig tailliert. Grund ist die Übernahme der Ausbuchtung des originalen Strat-Pickguards an der linken Seite unterhalb der "Taille" bis zum Tremolo. Dadurch wirkt die Form erheblich eleganter.

Bedingt durch die vorgesehene Breite des neuen Elektrikfachs hätte hier die '51-übliche Konfiguration mit nur zwei Dome-Speed-Knöpfen etwas verloren ausgesehen. Die Lösung: vier Knöpfe in zwei Reihen, so wie bei der Telecaster Custom. Hat den Vorteil, dass die Breite des Pickguards an dieser Stelle auch nicht unmotiviert aussieht...

Weiter geht's mit Teil 3 - Die Elektrik


Umbau: Squier Strat > '51 Baritone, I - Die Idee

Meine Tochter hatte sich 2005 eine billige Squier Affinity Strat in "Torino-Red" zugelegt, allerdings ohne viel darauf zu spielen. Irgendwann hatte ich die Gitarre ein wenig modifiziert - mit Magnum-Lock-Mechaniken von Gotoh und einer "Black Box" von Rockinger; ein kleines Teil, das zwischen die Tremolo-Federn geschraubt wird und dem Tremolo eine definierte Raststellung in der Mitte verschafft - es ging also darum, dem etwas schlichten Saiten/Tremolo-System zu etwas mehr Stimmstabilität zu verhelfen. Letztes Jahr wollte meine Tochter die Gitarre dann nicht mehr haben und ich hatte sie ihr abgekauft. Allerdings ohne wirklich zu hinterfragen, was ich denn nun mit der vierten Stratocaster anfangen wollte (meine Nachbauten der beiden Gilmour-Gitarren und eine andere schwarze Squier, die in meinem Büro steht, sind die drei anderen). So stand sie erstmal eine Weile dumm herum.
Squier Strat Affinity 2005



Unabhängig von dieser Geschichte hatte ich mal in einem Musikladen eine Bariton-Telecaster ausprobiert. Ich war nicht wirklich begeistert von dem Teil, fand aber die Idee eines Instruments zwischen Gitarre und Bass interessant. Als ich dann bei Rockinger einen Bariton-Austausch-Hals für Telecaster sah, kam mir die Idee, meine alte Tele damit umzurüsten, denn diese hatte ich nur noch wenig in Gebrauch, seitdem ich Strat-Fan geworden war. Der Hals war dann irgendwann bestellt, aber so richtig in Fahrt kam das Projekt nicht. Natürlich kam ich schnell auf die Idee, die Squier Strat umzubauen, aber da Telecaster-Hälse am Fuß gerade sind wo Stratocaster-Halstaschen eine deutliche Krümmung haben, schien das doch nicht so einfach zu sein.

Ein weiterer Zufallsfund kam mir zu Hilfe - in einem alten Fender-Katalog stieß ich auf eine Gitarre, die eine gelungene Kreuzung aus Strato- und Telecaster zu sein schien. Die Squier '51 - eins der wenigen eigenständigen Gitarrenmodelle von Fenders Fernost-Tochter, die ihre Brötchen üblicherweise mit preiswerten Kopien der US-Mutter verdient. Ein Tele-Hals auf einem Strat-Body mit Hardtail-Bridge statt Tremolo, ein Single-Coil- und ein Humbucker-Pickup und dazu das stilprägende Pickguard und die Elektrikfach-Abdeckung abgeleitet vom Ur-Precision-Bass von 1951. Also ein gewagter Mix aus bekannten Elementen der Marke Fender. Da die '51 im Squier-üblichen Preisniveau von ca. 150 $ angesiedelt war, war sie schnell beliebt bei den "Moddern" und das Internet ist voll von Fotos mit umgebauten '51-Gitarren. Nach knapp drei Jahren wurde sie jedoch wieder eingestellt, nur um zwischen 2011 und 2013 erneut aufzutauchen, diesmal mit dem Fender-Logo auf dem Headstock im Rahmen der "Pawn-Shop"-Serie. Parallel gab es auch noch eine "Fender '72" mit ähnlichem Design, allerdings mit einem Halbakustik-Body und zwei Humbuckern. Natürlich hatte sich der Preis versechsfacht - was nicht unbedingt mit entsprechend gesteigerter Qualität einherging. Ab 2013 war sie dann wieder bei Squier im Programm - mit kleinen Änderungen. So gab es jetzt eine "String-through-body"-Saitenaufhängung und ein paar andere Farben, darunter das beliebte "Candy-Apple-Red". Hier ein Foto einer "Vintage-Blonde" aus der ersten Squier-Serie:
Squier '51 von 2003

So reifte in meinen Gedanken allmählich die Idee, meine Strat zu einer "'51 Baritone" umzubauen. Das ist das Resultat:



...und in diesem Blog beschreibe ich den Weg dahin.

Teil 2 - Das Pickguard

Freitag, 13. Dezember 2013

Nr. 2 und 3

Unsere beiden Kids waren vom Ergebnis meines ersten Umbaus doch ziemlich angetan. Eine kurze Recherche bei Ebay ergab, dass es dort genug andere 5/50er zu anscheinend erschwinglichen Preisen gab, also wurden zwei weitere Gitarren in Auftrag gegeben. Bei der ersten handelte es sich um eine rot/schwarze Sunburst aus den 1970er Jahren, die bei Ebay doch glatt für 20 Jahre älter deklariert wurde. Das angegebene Typenschild verriet jedoch das tatsächliche Baujahr, so dass dann der Verkäufer sich auch überzeugen ließ, die Gitarre für 200 statt für 400 € zu verkaufen. Die andere Gitarre war tatsächlich aus den 1950ern, erkennbar an der kleinen Kopfplatte. Sie war für 80 € fast ein Schnäppchen, leider nur fast - der Halsfuß war gebrochen, was man auf den Fotos bei Ebay nur erahnen konnte. Die Reparatur samt Abrichten der Bünde und Einstellen des Halses belief sich auf 200 € und erst nach dem zweiten Versuch blieb der Hals stabil.

Das Trio nach dem Umbau

Die drei Gitarren sind recht unterschiedlich. Identisch ist nur die äußere Form. Die Deckenwölbung war bei meinem Prototypen recht extrem, die ältere '59er ist etwas flacher und die '72er nur schwach gewölbt. Dafür ist bei letzterer der Hals klobig und schwer - ist er doch mit vier Schrauben ähnlich wie bei einer E-Gitarre mit einer verchromten Halsplatte auf der Korpusrückseite befestigt. Auch der Abstand der Saiten zur Decke ist hier extrem. Kam ich bei der 65er noch mit einem 2 mm Moosgummi-Shim unter dem Pickup aus, wurde hier eine 5 mm dicke Unterlage benötigt. Dafür war es auch nicht notwendig, die Pickup-Kappe an die Deckenwölbung anzupassen. Denn die hat das Moosgummi (aus einem Mousepad gewonnen) problemlos ausgleichen können. Durch den geschraubten Hals besitzt dieser auch keinen Halsfuß mehr. Er "schwebt" auch mit seinem unteren Stück nicht mehr über der Decke, sondern ist massiv in eine Deckenaussparung eingelegt. Am auffälligsten ist jedoch die riesige Kopfplatte, in die der Hals nicht mehr abgewinkelt, sondern gerade übergeht. Um den notwendigen Druck auf den Sattel zu erzeugen, laufen alle Saiten zunächst unter einem breiten Niederhalter durch, bevor sie sich um die Mechaniken wickeln. Das sieht leider alles andere als elegant aus, erfüllt aber seinen Zweck. Interessant auch das einfach mit zwei versenkten Schrauben auf den Korpus aufgeschraubte Schlagbrett, das ohne Zargenhalterung auskommen musste und in etwa die Form des klassischen Framus-Pickguards aufwies, jedoch ein wenig kleiner war, dafür aber noch einmal den Framus-Schriftzug trug. Mit klassischer Archtop-Bauweise hat das hier nichts mehr zu tun und war wohl eine Folge der Sparmaßnahmen bei Framus.

Die '72er. Der Lack ist sehr schön erhalten, aber auch vermutlich keine Nitrolackierung. Den Schlagbretthalter hat sie von der '59er geerbt, die ja einen vergoldeten bekommen hat. Gut zu erkennen hier der klotzige, eingeschraubte Hals. Das Trapez-Tailpiece ist etwas länger als bei den anderen beiden (stammt hier ausnahmesweise von Duesenberg/Rockinger). Die Gibson-Style Potiknöpfe sind von der Form her identisch zu denen der anderen, jedoch hier in schwarz-transparent.
Ganz anders die '59er. Zuerst fällt auf, wie leicht die Gitarre ist - auch nach dem Umbau. Offenbar wurden hier andere Hölzer verarbeitet; die Stärke der gesperrten Decke ist nur minimal geringer als bei den anderen beiden Gitarren. Sehr schön die Mattlackierung, die um einiges unempfindlicher zu sein scheint als das Hochglanzfinish der '65er. Der Umbau ging schnell von der Hand. Ziel war hier, wegen der schönen rot-gelben Sunburstlackierung alle Metallteile in vergoldet zu verbauen, was der Gitarre ganz ausgezeichnet stehen sollte. Die Originalmechaniken waren trotz aller Maßnahmen deutlich zu schwergängig, also wurden hier vergoldete Schaller-Mechaniken verbaut, die die Originallöcher in der Kopfplatte zum Glück vollständig abdeckten. Trotzdem kamen auch hier wieder Zahnstocker zum Einsatz, da wo die neuen Schrauben ansonsten in die knapp daneben liegenden alten Löcher gerutscht wären.


Die Kopfplatte der '59er im Originalzustand - hier sieht man auch die hässlich angelaufene Trussrod-Abdeckung, die nach etwa zweistündiger Reinigung mit einem Spezial-Metallreiniger nun fast wieder wie neu aussieht.


Die neuen Mechaniken passen exakt
Ursprünglich sollte hier das Originalpickguard verwendet werden; dieses wäre jedoch durch die benötigte Aussparung für den Pickup an dieser Stelle zu schmal geworden, was das recht dünne Plastik instabil gemacht hätte. Also musste hier ebenfalls ein neues Pickguard her. Leider war nirgends ein fertiges P90-Schlagbrett in Cremefarbe erhältlich, also wurde ein solches aus einem Pickguard-Rohling (Rockinger) angefertigt. Der vergoldete Gibson-Halter erwies sich jedoch in seiner Position, die durch die alten Schraubenlöcher vorgegeben war, als zu lang und musste abgesägt werden, sonst hätte er unter dem Schlagbrett unter den Saiten hervorgeschaut.

Vorher - nachher. Die Potiknöpfe sind originale Gibson-Vintage. Hatte die im 4er-Pack gekauft.
Das Framus-Logo mit der Weltkugel auf dem Korpus musste leider geopfert werden, da es ansonsten mit den Potiknöpfen kollidiert wäre. Zum Glück war es nur ein Abziehbild, das schon ein paar Kratzer abbekommen hatte und das dann auch mit dem Daumennagel vollständig entfernbar war.
Die goldene Pickup-Kappe ist leider in Richtung des Halses leicht angeschrägt und daher wohl gedacht für Gitarren, deren Decke an dieser Stelle eine Neigung aufweist. Diese gibt es hier zwar auch, jedoch längst nicht so stark wie vorgesehen, daher scheint der Pickup nun etwas "vornübergebeugt" auf der Decke zu sitzen, was jedoch zu verschmerzen ist. Der Moosgummi-Shim (auch hier war für die "Ohren" eine 5 mm starke Unterlage erforderlich) verschwindet jedoch in der Mitte fast komplett unter der Kappe, so dass er nur an den Seiten zu sehen ist.

Für den erstaunlichen akustischen Klanggewinn bei allen drei Gitarren ist meiner Meinung nach die Ebenholz-Bridge verantwortlich, die individuell an die Deckenwölbung angepasst wurde und den Saitenklang daher optimal und mit maximaler Auflage an die Decke weitergeben kann. Die Originalbridge, die beim Prototyp ja komplett fehlte, war wie so ziemlich alles bei diesen Framus-Gitarren aus billigstem Hartplastik gefertigt.

Die Originalbridge - immerhin mit einzeln verstellbaren Saitenreitern
Und hier zum Abschluss alle drei Framus-Gitarren nach dem Umbau nebeneinander:

v-l-n-r-: '59er, '65er, '72er. Das Bild lässt sich durch Anklicken vergrößern.





Sonntag, 17. Februar 2013

Das Framus-Gibson-Projekt

1981 bekam ich während meines Zivildiensts eine alte Gitarre geschenkt: Eine Framus 5/50, Bauweise "Archtop" mit F-Löchern, die Framus zwischen Ende der 1950er und Anfang der 1970er in mehreren Varianten gebaut und die seinerzeit laut Katalog 90 DM gekostet hat (war damals relativ viel Geld). Sie war in einem recht beklagenswertem Zustand - hatte viele Macken und Schrammen im Lack und unterhalb des Halses hatte wohl jemand mal einen Pickup angeschraubt; die Löcher waren deutlich zu sehen. Bridge, Sattel und Schlagbrett fehlten und die ohnehin primitiven Mechaniken waren schwergängig und zum Teil verbogen, die Saitenhalterung (das sog. Tailpiece) angerostet. Ich hatte damals die Löcher mit Holzkitt zugespachtelt, ein cremefarbenes, gut dazu passendes Schlagbrett von einer anderen Gitarre angeschraubt und einen Messingsteg eingebaut (selbst gekerbt - was nicht schwierig war, da das Griffbrett einen Nullbund hat) und preiswerte, gekapselte Schaller-Mechaniken sowie eine neue Bridge mit einem Metalloberteil und einzeln einstellbaren Reitern eingesetzt. Danach war die Gitarre spontan recht gut bespielbar - der Klang jedoch äußerst bescheiden: kaum Sustain, wenig Bässe und sehr trocken, fast wie ein Banjo. Das lag sicherlich an dem recht kleinen Korpusvolumen, aber wohl auch an der Sperrholzdecke, die ja nicht nur bei einer Archtop eine wesentliche Rolle spielt. In der Folge hatte ich sie nur selten gespielt und aus irgendeinem Grund dann irgendwann außer Betrieb genommen. Ohne Saiten hing sie nun seit ca. 15 Jahren an der Wand und wurde von mir weitgehend ignoriert. Ich hatte inzwischen eine ganze Reihe anderer Gitarren, die einfach mehr Spaß machten.

Ich hatte ohnehin keine besondere Leidenschaft für Archtops. Diesen doch sehr konservativ aussehenden Gitarren, die eher wie etwas zu kleine Cellos aussahen und mit diesen altmodischen F-Löchern daherkamen, hatte ich nie viel Beachtung geschenkt. Man nannte sie in Deutschland früher auch "Schlaggitarre" oder "Jazzgitarre" und mir kamen sie immer vor, als wären sie bestenfalls für Rockabilly geeignet. Später hatte ich irgendwo gelesen, dass die seltsame Bauform daher kam, dass man versucht hatte, die Instrumente so laut wie möglich zu bekommen, damit sie sich ohne Verstärkung in einer kleinen Band gegen ein Schlagzeug oder einen Chor durchsetzen konnten.
Meine Eltern hatten sich Anfang der 1960er auch so eine gekauft, in der festen Absicht, bei Gelegenheit mal das Gitarrespiel zu erlernen. Dazu kam es jedoch nie und die Gitarre fristete ihr verstaubtes Dasein im elterlichen Kleiderschrank. Sie hatte ein schwarzes Finish mit weißem Pickguard und Binding und war womöglich ebenfalls von Framus gebaut, allerdings stand kein Name drauf oder drin. Sie hatte keinen Trussrod eingebaut und ich kann mich erinnern, dass eins von den Nachbarskindern irgendwann mal geschafft hatte, die Kopfplatte abzubrechen.

Von all dem war ich 1981 weit entfernt. Ich spielte seit drei Jahren mit großen Ambitionen (und wenig Talent) und besaß eine Cimar (by Ibanez) Nylon, eine schon gut 10 Jahre alte Ibanez SG (aus der "Lawsuit"-Ära) und eine akustische Noname 12-String, die fast unbespielbar war. Mein Traum damals war eine 12-saitige Ovation, die ich mir noch während des Zivildienstes geleistet hatte. Weitere Träume gingen erst viel später in Erfüllung, da ich lange keine Zeit mehr für Musik hatte. 2012 leistete ich mir endlich eine Rickenbacker 360/12 - ebenfalls eine Archtop-Bauform. Das weckte mein Interesse an meiner alten Framus im Dornröschenschlaf. Ob eine Restauration sich lohnen würde? - Klar war, dass ich neue Teile brauchen würde. Von den 1981 ersetzten Einzelmechaniken war eine verlorengegangen und ich hatte keine Ahnung, wo ich den ohnehin nicht idealen Steg verstaut hatte, der ohne Saiten auf so einer Gitarre ja keinen Halt hat. Ich ging also auf die Suche nach passenden Ersatzteilen. Dabei stolperte ich im Internet über die Tatsache, dass die von mir durchaus geschätzte Firma Gibson in den 1940er Jahren mit der ES-125 eine von der Form her recht ähnlich aussehende Gitarre auf den Markt gebracht hatte:
Gibson ES-125 - Wikipedia, the free encyclopedia
Eine echte Gibson ES-125 (Copyright: guitarsandeffects.com)
Was bei Wikipedia nicht steht, ist dass Gibson die ES-125 auch mit kurzer Mensur (57,8 mm statt 62,5 mm) und einem deutlich kleineren Korpus gebaut hat - und da kommen wir der Sache doch schon näher (auch wenn die Framus die normal lange Mensur aufweist):
Gibson ES-125T
Die ES-125 hatte zunächst keinen Cutaway, dafür aber den legendären P-90 Pickup in der Halsposition (das ist der Single-Coil-Pickup, den auch die ersten Les Pauls hatten, bevor die Humbucker erfunden wurden). Was also lag näher, als meine ohnehin akustisch mies klingende Framus in eine toll klingende elektrische Gibson zu verwandeln? - Eine kurze Recherche ergab, dass alle benötigten Teile frei erhältlich waren (auf der Gibson-Seite gibt es sogar den originalen Schaltplan), also habe ich zunächst einen originalen Gibson P-90 Pickup (Dog-Ear), sowie das dazu passende Schlagbrett erstanden. Erst danach musste ich feststellen, dass die Decke der Framus viel zu stark gewölbt war, um den P-90 einfach so darauf zu schrauben. Außerdem benötigte der P-90 doch eine Ausfräsung von nicht unbeträchtlicher Größe, aber davon später. Eine neue Saitenhalterung (Tailpiece) im Gibson-Archtop-Stil gab es bei Rockinger, einen Satz Schaller Deluxe-Mechaniken hatte ich noch übrig von meiner längst verstorbenen Ibanez SG. Thomann hatte nicht nur den originalen Gibson P-90, sondern auch Gibson Vintage Potis (500 kOhm) mit den originalen Gibson-Knöpfen, sowie eine Endpin-Klinkenbuchse und eine neue Bridge aus Ebenholz. Auf der Framus-Webseite fand ich dann den Weg zum Warwick-Shop, wo ich ein neues Framus-Logo (das alte war teilweise abgeblättert), eine Vintage-Trussrodschrauben-Abdeckung (mit Framus-Weltkugel-Logo) und einen Kunststoff-Sattel bestellte.

Was noch fehlte, war ein Dremel für die Fräsarbeiten, aber den wollte ich sowieso immer mal haben. Das Loch war schnell gefräst und darunter waren zum Glück keine Verstrebungen, allerdings musste ich feststellen, dass ich mich bei der Ausrichtung des Pickups zu stark nach der Mittellinie der zweigeteilten Decke gerichtet hatte. Der Hals sitzt jedoch ein paar Millimeter weiter rechts. Zum Glück ist die Dog-Ear-Kappe groß genug, so dass das Loch etwas breiter werden durfte. Als nächstes waren dann die Mechaniken dran. Die neuen überdeckten leider die Schraubenlöcher der alten nicht, weshalb ich die erstmal mit eingeleimten Zahnstochern stopfen musste.

Die überstehenden Zahnstocherstiele wurden vorsichtig plangeschliffen und mit schwarzem Nagellack überzogen. Nagellack bietet sich an, weil er wie der alte Originallack ebenfalls auf Nitrocellulosebasis ist. Danach kamen die Schaller-Deluxe-Mechaniken drauf, dann habe ich provisorisch Saiten aufgezogen um den Pickup auszurichten und zu fixieren. Schließlich wurden die Löcher für die Potis gebohrt, die Elektrik verlötet und eingebaut. Schlagbrett montieren, Pickup-Kappe und Bridge der Deckenrundung anpassen und aufsetzen - fertig ist die Framus-Gibson! 

Halt - so einfach war es dann doch nicht!  - Insgesamt war das doch um Einiges komplizierter, als ich mir das vorgestellt hatte. Zunächst mal hatte ich mir bei YouTube ein paar Lehrvideos von Stewart-McDonald angeschaut. Darin zu finden war eine geniale Idee, wie man es schafft, die Potis einzubauen, die ja von innen durchgesteckt werden müssen: man kauft im Baumarkt zwei Plastikschläuche mit 6mm Innendurchmesser, führt die von außen durch die Löcher, bis sie an der Pickup-Öffnung wieder erscheinen. Dann zuerst die Federringe draufschieben und schließlich werden die Potiachsen einfach in die Schlauchenden gesteckt. Dann die Schläuche vorsichtig zurückziehen und die Potis erscheinen genau da, wo sie hin sollen. Festschrauben, fertig. Leider hatte ich versehentlich das Tone-Poti falschrum angelötet. Wegen der logarithmischen Kennlinie konnte ich das auch nicht so lassen, also alles wieder zurück und auf Anfang. Schwierigkeiten gab es auch bei der Klinkenbuchse. Hier hatte ich eine Endpin-Buchse gekauft, wo man also gleichzeitig den Gurt dranhängen kann, denn ich wollte nicht noch ein Loch bohren. Hätte ich aber besser gemacht, denn die Gitarre hat innen eine dicken Holzblock, durch den ich von außen nicht nur durchbohren musste, die Bohrung musste hinter dem äußeren Loch auch noch erweitert werden, da das Buchsengehäuse da dicker war, als das Stück, das nach außen durchgesteckt wird. Ging dann aber mit dem Dremel noch ganz gut.
Im zweiten Lehrvideo haben ich dann gelernt, wie man eine Archtop-Bridge perfekt an die Deckenwölbung anpasst: Es wird einfach ein Streifen Schmirgelpapier auf die Decke geklebt, an die Stelle wo später die Bridge sitzen soll. Dann die Bridge aufsetzen und kurz vor und zurückbewegen, bis alles abgeschliffen ist. Hat bei mir trotz vorherigem Dremeleinsatz gut zwei Stunden gedauert, denn die Framus hat wie gesagt schon eine recht extreme Deckenwölbung. Den Trick habe ich dann für das Pickup-Gehäuse wiederholt, da kam aber anschließend noch ein 2mm dickes Stück schwarzen Moosgummis drunter, das ich aus einem Mousepad gewinnen konnte.

Oben links ein Blick ins Innere. "65K" bedeutet, dass die Gitarre im November 1965 hergestellt wurde. Oben rechts die Kopfplatte mit entfernten Logoresten und noch ohne Sattel, Trussrodschraubenabdeckung und Mechaniken. Die Öffnungen wurden bereits vor 30 Jahren von mir aufgebohrt. Mitte links: Die Potis wurden "fliegend" verdrahtet, wobei der Lochabstand gleich berücksichtigt wurde. Die Verbindung ist recht starr., was das Einbauen etwas erleichtert. Mitte rechts: Die fertig vorbereitete Decke mit allen Bohrungen. Fotos unten: Hier kann man sehr schön die relativ starke Deckenwölbung erkennen.
 Die neuen Mechaniken passten von der Größe her gut, wenngleich die tulpenartigen Flügel einer Les Paul besser stünden, aber egal. Das neue Logo war auch spielend aufgeklebt, wobei ich feststellen musste, dass das alte Logo einen Tick größer war. Macht aber nichts. Die Trussrodabdeckung aus dem Framus-Vintage-Shop passte nicht auf die vorhandenen Schraubenlöcher, deckte diese aber trotzdem gut ab. Ich hab es dann bei einer Schraube belassen, deren Loch bereits vorgebohrt war. 
Bei der Saitenhalterung gab es ein kleines Problem - nachdem ich die Saiten aufgespannt hatte, bekam ich den Eindruck, dass es schief sei. Da es zwei Schrauben hat, mit dem man den Abstand justieren kann, habe ich das mal gemacht- großer Fehler! Denn die Saiten waren noch drauf und offenbar ist dann der Zug zu hoch, jedenfalls hatte ich schnell das Gewinde der rechten Schraube geschrottet. Ein neues Tailpiece musste also her (24 Euro). Hatte kurz dabei überlegt, eine etwas kürzere Version zu kaufen (7 statt 11 cm), denn meine Framus ist ja deutlich kleiner als die Gibson, mich dann aber doch nochmal für das große Teil entschieden.

Fertig - aber zunächst leider kaum bespielbar!
 Die große Enttäuschung kam, als ich die Saiten dann drauf hatte - der Hals war nur grenzwertig bespielbar. Bis zum 5. Bund noch ganz OK, wurde es weiter höher immer schlimmer. Die B-Saite hatte dann am 12. Bund bereits den Ton vom 14., d.h. im 12., 13. und 14. Bund erklang dieselbe Note. Klar, hier war wohl ein Bundstäbchen zu hoch. Das Abrichten wollte ich aber nicht selbst machen, denn dabei kommt es auf Bruchteile von Millimetern an; man braucht also mindestens die Messwerkzeuge. Also ab zu Uli Kurtinats Gitarrenladen in Köln-Ehrenfeld

Der Hals musste jedoch von Grund auf neu eingestellt und die Bünde abgerichtet werden. Der Nullbund war zu niedrig und musste komplett erneuert werden. Als ich nach vier Wochen die Gitarre zurückbekam, bin ich fast hintenrüber - sie ist jetzt perfekt eingestellt, die Saitenlage ultraflach und so ist sie beinahe leichter zu bespielen als meine Telecaster. Das Griffbrett sieht aus wie neu und die Bünde glänzen. Auch der Klang hat deutlich gewonnen - sicherlich gibt es Gitarren mit längerem Sustain, aber das ist jetzt weit entfernt vom perkussiven, allzu trockenen Fast-Banjo-Klang nach meiner "ersten Hilfe" 1981. Einen großen Anteil daran hat sicherlich der jetzt perfekt angepasste Ebenholz-Steg und auch das schwere Tailpiece aus massivem, verchromtem Stahl. Die Schwingungen werden so viel besser auf die Decke übertragen. Und nicht zu vergessen die großartige Leistung von Rüdiger, dem Gitarrenbauer in Uli's Musikladen. Das waren die besten 141 Euro, die ich hier investiert habe.

Dieses Foto hat zum Vergleich eine ähnliche Perspektive wie das der Gibson ES-125 oben. Die Framus ist deutlich schmaler und etwas kürzer als die Gibson, wobei die Mensur identisch ist (62,5 cm). Die allererste ES-125 (gebaut 1941/42) war jedoch schmaler: nur 36 cm. Die Framus hat 34 cm an der breitesten Korpus-Stelle.

Ob sich der Aufwand nun gelohnt hat? Gut 370 Euro habe ich an Material und für die Werkstatt ausgegeben, wobei ich die Gitarre selbst ja schon hatte. Dazu kommen noch gut 10 Stunden Arbeit auf meiner Seite. Wenn man nun davon ausgeht, dass die Gitarre (von der gesperrten Decke abgesehen) schon hochwertig verarbeitet ist, hat sich die Modifikation durchaus gelohnt. Der Klang, auch über den Pickup, ist einfach klasse und ich mag besonders den kleinen, sehr handlichen Korpus, der ungefähr Parlor-Dimensionen hat.
Hätte ich nichts gemacht, hätte ich die Gitarre irgendwann entsorgt - wäre schade drum gewesen. Also war das aus meiner Sicht eine vernünftige Investition.

Aber die Geschichte geht noch weiter... HIER!